Bevor wir über China berichten, möchten wir ein organisatorisches Zwischenfazit über unsere Reise durch Europa und Zentralasien ziehen.
Vor der Reise wurden wir häufig gefragt, wie lange wir insgesamt für die Planung gebraucht haben. Das lässt sich nicht so einfach beantworten. Etwa ein Jahr vor Abreise haben wir uns die ersten Gedanken zu einer Reiseroute gemacht. „Irgendwie auf dem Landweg irgendwo Richtung Asien“ war die erste Idee. In den nächsten Monaten haben wir uns mit Büchern, Reiseführern, Blogs, Internetseiten und Foren beschäftigt. Anfang des Jahres stand dann die grobe Route fest: Deutschland, Schweiz, Osteuropa, Türkei, Georgien, Aserbaidschan, kaspisches Meer, Zentralasien, China und Südostasien. Wir stellten fest, dass wir nur für wenige Länder ein Visum benötigen. Turkmenistan schied aufgrund seiner verrückten Einreise- und Visabedingungen für uns aus. Danach war nur das Visum für China schwierig zu bekommen.
Bei der (Vor-)Planung der Zugverbindung hat uns die Webseite The Man in Seat61 und für die Reise in Zentralasien und Recherche für China vor allem die Webseite Caravanistan und dessen Forum weitergeholfen. Und auch bei Facebook gibt es ein paar Gruppen zum Thema „Überland nach Asien“.
Sprache
Insgesamt kamen wir mit Englisch ziemlich weit. In Europa und Istanbul sprachen die jüngeren Generationen fast immer Englisch. In Georgien wurde Englisch oft dem Russischen vorgezogen. Die vier Stan-Länder haben jeweils ihre eigene Sprache, Russisch spricht und versteht aber fast jeder und die Schrift ist häufig kyrillisch. Mein Russischkurs hat vor allem beim Lesen der kyrillischen Schriftzeichen geholfen. Beim sprechen und verstehen allerdings weniger, dazu reichte dann am Ende der Wortschatz nicht aus. Hin und wieder rief unser gegenüber auch jemanden an, der Englisch sprach und hielt uns dann den Hörer hin. Wenn gar nichts ging, kamen wir mit Google Translate und Gestikulieren auch weiter. Und manchmal gab es Überraschungen, in Shymkent (Kasachstan) sprach uns die Mitarbeiterin im Hotel auf Deutsch an, sie hatte ein paar Monate in Berlin gelebt.
Transportmittel
Als wir in Hamburg losgefahren sind, hatten wir Züge und Unterkünfte bis Budapest gebucht. Danach haben wir die Züge meist spontan gebucht. Das funktionierte nicht immer, der Zug von Bukarest nach Sofia war leider ausgebucht, wir sind stattdessen direkt nach Istanbul gefahren. Und auch in Georgien standen wir einmal am Tickeschalter und es hieß „Train fully booked“.
In Zentralasien haben wir alle Züge mit ein paar Tagen Vorlauf gebucht, was kein Problem war. Es war allerdings auch Nebensaison. Wir konnten die Tickets online über die englischsprachigen Webseiten der kasachischen oder usbekischen Eisenbahn direkt buchen und mit Kreditkarte zahlen. Die Tickets brauchten wir auch nicht ausdrucken.
Wenn man sich einmal mit dem Buchungssystem vertraut gemacht hat, war es einfach. Von anderen Reisenden haben wir allerdings erfahren, dass sie es umständlich fanden. Insbesondere internationale Verbindungen waren schwierig zu buchen. Auch ist Zugfahren für viele, anders als Fliegen, keine gewohnte Fortbewegung. Ein paar Kanadierinnen, die wir in Europa trafen, hatten regelrecht Angst davor, das richtige Gleis oder ihren Platz im Zug zu finden.
Finanzen
Wir haben insgesamt vier Kreditkarten (drei VISA und eine Mastercard) sowie ein paar hundert Euro und US$ mitgenommen. Von den vier Karten sind inzwischen zwei gesperrt, dazu später mehr.
In der EU, Türkei und Georgien konnten wir in den großen Städten fast immer mit Kreditkarte zahlen. Meistens haben wir dennoch an Bankautomaten einen niedrigen Betrag der lokalen Währung abgehoben, für alle Fälle. Aber sogar im Speisewagen in Rumänien oder an einem kleinen Kiosk im Osten der Türkei war Kartenzahlung möglich. Nur in Svanetien (Georgien) hatten wir vor unserer 4 Tages Wanderung vergessen, Geld abzuheben und mussten teilweise mit Euro bezahlen oder vor Ort halb legal Euro in Lari umtauschen.
Auch in Zentralasien konnten wir häufig mit Karte bezahlen. Bargeldzahlung war in Kasachstan manchmal sogar schwieriger, weil die Shops oder Restaurants nicht genügend Wechselgeld haben.
In fast jeder Stadt Zentralasiens fanden wir schnell einen Geldautomaten mit VISA Zeichen. Die US$ in Bar haben wir für eine Teilzahlung der Pamir Tour genutzt und den Rest in Almaty in chinesische Yuan getauscht.
Unser Tagesbudget haben wir vor der Reise auf 130€ für uns beide festgelegt. Das Budget umfasst Transportmittel, Unterkünfte, Mahlzeiten, Aktivitäten, Getränke, Sehenswürdigkeiten und Einkäufe im Supermarkt. Aktuell sind wir mit durchschnittlich 155€ etwas drüber. Die Pamir Highway Tour und eine geplante Tibet Tour haben das Budget überzogen. Wir sind aber zuversichtlich in Südostasien etwas günstiger leben zu können.
Um den Überblick zu behalten, tragen wir alle Ausgaben in die App TravelSpend ein. Was Ausgaben für Shopping, Souvenirs und Mitbringsel angeht, haben wir uns bisher zurückgehalten. Vor allem, weil wir unser Gepäck schmal halten wollen. Ein paar wärmere Klamotten und das eine oder andere Andenken haben wir aber bereits gekauft.
Unterkünfte
Der größte Anteil der Ausgaben machen die Unterkünfte aus. Übernachtet haben wir in Hotels, Hostels, Guesthouses, Yurten, Freunden und Familie oder in Nachtzügen. Die Spanne der Ausgaben ist dabei zwischen 11€ und 120€ pro Nacht, wobei beides eher die Ausnahmen war. Im Schnitt liegen wir bei 42€ pro Nacht.
Die Unterkünfte haben wir meist über Booking.com, Hostelworld oder Airbnb gebucht. In Kasachstan haben wir zwei Mal probiert im Hotel vor Ort einen günstigeren Preis zu verhandeln, wurden dann aber auf Booking verwiesen. Mit Booking haben wir nicht nur gute Erfahrungen gemacht. In Batumi hatten wir Pech mit der Unterkunft, die super bewertet aber ein Sack Schrauben war (die wir letztlich, trotz mehrfacher Nachfrage unsererseits, nie bezahlen mussten). Und in Taschkent wurde das Hotel gehacked, dazu gleich mehr…
Sicherheit
Bislang haben wir uns nie unsicher gefühlt. Unsere Wertsachen tragen wir in der Regel bei uns und befolgen ein paar Standardverhaltensregeln.
Gerade in Zentralasien haben wir uns sehr sicher gefühlt. Wir wurden nie bedrängt oder ähnliches. Scarlett hat mit alleinreisenden Frauen gesprochen, die ähnlich berichteten. In den touristischen Orten war meist eine Touristen-Polizei präsent. Insgesamt war die Polizeipräsenz in Zentralasien meist ausgeprägter, als bei uns. Zum Beispiel müssen an fast jedem Bahnhof alle Gäste ihr Gepäck scannen lassen.
Situationen in denen ein Schein im Reisepass weitergeholfen hätte, haben wir persönlich nicht erlebt. Wir haben allerdings einheimische Autofahrer beobachten können, die ihre Verkehrskontrolle mit einer kleinen Spende an den örtlichen Verkehrspolizisten beschleunigen konnten.
Auf ein paar Touristen-Scams sind wir reingefallen, z. B. haben wir in Tadschikistan an einem Marktstand umgerechnet 25€ für Pistazien und Studentenfutter gelassen, weil wir den Preis nicht verhandelt haben und auch nicht früh genug Stop gesagt haben. Am Ende waren es zwei Kilo Nüsse, Rosinen und Pistazien. Und auch für die ein oder andere Taxifahrt haben wir vermutlich etwas zu viel bezahlt, weil wir über das ständige Verhandeln genervt waren. Aber manchmal waren es auch nur ein paar Cent.
Ausgerechnet im teuersten Hotel unserer Reise in Taschkent bin ich auf einen Phishingversuch reingefallen. Das Hotel hatte ich über Booking gebucht. In einer Nacht auf dem Pamir Highway konnte ich nicht schlafen. Irgendwann um 4 Uhr habe ich auf das Handy geschaut und gesehen, dass ich eine Nachricht über die Booking App erhalten habe. Die Nachricht war vom Hotel, ich möge bitte meine Kreditkarte verifizieren, da es irgendwelche Probleme gab. In der Nachricht war ein Link hinterlegt, der auf eine Seite führte, in der genau das Hotel mit dem Buchungsdatum und identischen Preis angezeigt wurde. Ich habe gezögert , irgendwie komisch alles, aber dann doch die Kreditkarten-Daten eingegeben. Die Nachricht kam schließlich über die Booking-App. Die Verifizierung schlug erneut fehl. Vielleicht liegt es an der VISA-Karte, das Internet ist auch sehr langsam. Ich probierte die Mastercard. Daten erneut eingegeben, erneute Fehlermeldung. Langsam wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte. Nochmal die Nachricht vom Hotel angeschaut: Keine direkte Anrede, sondern „sehr geehrter Gast“, Aufforderung zum sofortigen handeln (innerhalb der nächsten 12 Stunden), komische URL (http://booking.guest128474.com). Ich habe dann direkt die Karten temporär gesperrt und mich wieder hingelegt. Am nächsten Morgen schrieb mir das Hotel, sie seien gehacked worden und es seien Nachrichten in Umlauf gebracht worden. Man möge bitte nicht auf den Link klicken und unter gar keinen Umständen seine Kreditkartennummer angeben. Vielen Dank. Parallel habe ich dann noch zwei E-Mails von den Banken erhalten, dass meine Kreditkarten dauerhaft gesperrt seien. Gut zu wissen, dass deren Betrugserkennungssystem funktionierte.
Ich hatte aus unserem Bali Urlaub 2018 gelernt. Damals hatte ich meine Kreditkarte in Hamburg liegen lassen und wir mussten alles über Scarletts Kreditkarte zahlen (war ein günstiger Urlaub für mich 😆). Diesmal hatte ich vorgesorgt und drei Karten mitgenommen. Eine gute Entscheidung. Es wurde übrigens nichts abgebucht. Zwei Faktor Authentifizierung und die Betrugserkennungsalgorithmen der Banken haben schlimmeres verhindert.
Internet
Für die Buchungen von Unterkünften und Transportmitteln, zurechtfinden in den Städten, Online-Zahlungen, Blog schreiben, Kontakt nach Hause und so weiter, benötigen wir natürlich Internet. Wir haben zwar in den meisten Unterkünften auch Wifi, aber das funktioniert nicht immer oder ist häufig sehr langsam.
Bis Bulgarien konnten wir über das EU-Roaming auf unseren Handys mobile Daten verwenden. Danach haben wir uns meist eine eSIM gekauft. Unsere iPhones unterstützen neben einer Plastik-SIM-Karte auch eSIMs, es können sogar beide parallel genutzt werden. Die eSIMs können über verschiedene Anbieter (Mobimatter, Nomad, Airolo, …) direkt online abgeschlossen werden, man muss nichtmal Daten vom Reisepass angeben. Und sie lassen sich direkt nach dem Überschreiten der Grenze aktivieren. Manchmal funktionieren die eSIMs auch länderübergreifend, z.B. für Usbekistan und Kasachstan haben wir eine „Dubai 5 GB + 42 andere Länder“ benutzt. Nachteilig ist, dass z.B. in Georgien unsere eSIM an einen speziellen Mobilfunkanbieter geknüpft war, der in Georgien keine gute Abdeckung hatte. Kleiner weiterer Nachteil: die eSIM sind häufig ohne Telefonnummer. In ein, zwei Fällen wäre eine Lokale Telefonnummer bei der Registrierung von irgendeiner App von Vorteil gewesen, aber das war jetzt kein wirkliches Hindernis.
Außerdem waren die eSIM meist teurer als physische SIM-Karten. In Kasachstan haben wir für eine lokale Karte mit 35 GB ca. 7 € bezahlt, während die 5 GB eSIM rund 10 € gekostet hat. Alles kein Drama, vor allem wenn man die Preise von Telekom, Vodafone und co. gewohnt ist.
Die Netzabdeckung, meist LTE, war überall unterschiedlich. Ähnlich wie bei uns: in der Stadt gut, auf dem Land eher weniger gut. Im Pamirgebirge hatten wir zwei, drei Tage gar keinen Empfang, was auch mal ganz schön war.
Danke für die ganzen Infos! Sehr spannend!
Ihr Lieben, vielen Dank für diesen Blog, ich verfolge euch mit großer Neugier und freue mich immer über die Einblicke in ein so andere Welt. Liebe Grüße Andrea
Hi… First i have a question in English because my german in not good enough.
I want to do the same trip , but then further onward to Bali.
During the visa application for China did you had to show a bus tickets, because you enter and leave overland?
Hello Michel,
thanks for the comment. Yes, for the Visa we had to show some tickets. Since we couldn’t book the Busticket online, nor a train ticket to Urumqi, we booked a refundable flight with china southern from Astana to Urumqi (about 700€ per person, quite expensive).
When we got the Visa and figured out our itinerary to China, we canceled the flight.
The Airline wouldn’t answer to our E-Mail first and the Cancellation website is broken. So we called the international airline office and could easily cancel the flight by phone. We got a full (!) refund after a couple of days later.
We also had to book all accommodations in China for the Visa (which we also canceled later).
And for leaving overland from China to Laos, we asked an agency (China Global Highlights I think) if they can book the train tickets in advance. There is a new train from Kunming to Laos. The agency couldn’t book the tickets in advance. Train tickets in China are on sale 14 or 15 days before departure. But they send us a confirmation which we showed the Visa Center. And it was okay.
Anyway, Scarlett will also write a blogpost with information about the China Visa in the near future.