Quer durch Georgien nach Tbilisi
Quer durch Georgien nach Tbilisi

Quer durch Georgien nach Tbilisi

Nachdem wir unsere Wanderung beendet und in Ushguli angekommen sind, haben wir erstmal keinen konkreten Plan, wie es weitergeht. Der grobe Plan ist, in das 200 Kilometer entfernte Kutaissi zu gelangen, dort ein bis zwei Tage zu bleiben und dann weiter in die Hauptstadt Tiflis / Tbilisi zu fahren. Aber zunächst müssen wir nach Mestia zurückkehren, da wir dort noch Gepäck gelagert haben. Gegen 09.30 Uhr treffen wir uns am Samstag den 02.09. mit einem Paar aus England. Zusammen wollen wir uns zu fünft ein Taxi nach Mestia teilen (50 Lari / 17 € pro Person). Die Fahrt im Jeep mit Vierradantrieb dauert rund eine Stunde, unser Fahrer fährt sehr vernünftig wir kommen entspannt in Mestia an.

Dort stellen wir schnell fest, dass wir nicht auf direktem Wege nach Kutaissi kommen, sondern in der Stadt Zugdidi umsteigen müssen. Gegen 12 Uhr können wir für 35 Lari pro Person (12,50 €) mit einer Marschrutka nach Zugdidi fahren. Die Preise sowohl für die Marschrutkas als auch die Taxis scheinen fix zu sein, es gibt keinen Vehandlungsspielraum. Ähnlich verhielt es sich in den Guesthouses entlang der Wanderung. Aber da die Preise nirgends ausgewiesen sind, erweckt es ein bisschen den Eindruck, als seien sie allein untereinander abgesprochen.

ChatGPT was ist eine Marschrutka?
Marshrutkas sind Minibusse oder Kleinbusse, die in vielen Ländern in Osteuropa, Zentralasien und anderen Regionen ein häufig verwendetes öffentliches Verkehrsmittel sind. Der Begriff „marshrutka“ leitet sich vom russischen Wort „маршрутка“ ab und bezieht sich auf Sammeltaxis, die auf festen Routen verkehren.
Diese Kleinbusse bieten Platz für etwa 10 bis 20 Passagiere und sind eine kostengünstige und praktische Ergänzung des öffentlichen Verkehrssystems in vielen Regionen. Im Vergleich zu regulären Bussen haben Marshrutkas einige charakteristische Merkmale:
Feste Routen
Flexibilität bei Haltestellen
Klein und wendig (zugänglich auch in kleinen Städten und engen Straßen)
Schnellere Abfahrten (beginnen ihre Fahrt, sobald genügend Passagiere an Bord sind, bedeutet auch häufigere Abfahrten)


Wir zahlen also die Tickets und steigen in die Marschrutka ein. Zuerst sind wir die einzigen Passagiere, dann wird es voll und schließlich überfüllt. Es passen 23 Leute in den alten klapperigen Mercedes Sprinter, der vor vielen Jahren einmal für einen deutschen Buchbinder unterwegs war.

Über 20 Leute in einem Bus – einer muss sogar stehen (vorne rechts im Bild)

Mestia liegt auf 1.500 Höhenmeter tief im Gebirge, Zugdidi befindet sich im Flachland. Die Fahrt führt also lange Zeit auf einer schmalen Straße, viele Kurven, Tunneln und Serpentinen abwärts. Abwechselnd geht es links oder rechts sehr steil den Hang hinunter. Wir haben auf unseren Sitzen kaum Platz, der Fahrer interessiert sich wenig für Verkehrsregeln, Geschwindigkeiten in Kurven oder Schlaglöcher und tippt nebenbei Nachrichten auf seinem Smartphone. Es sollen lange vier Stunden werden. Ein paar Tage später erfahren wir, dass die Marschrutkafahrer aus Mestia in ganz Georgien für ihren Fahrstil bekannt sind… no shit!

Während der Fahrt planen wir die weitere Reise. Von Zugdidi aus, soll um 17:25 Uhr ein Zug nach Tbilisi abfahren. Das schaffen wir mit unserem Kamikaze Fahrer locker! Beinfreiheit, entspanntes, sicheres Reisen mit dem Zug, wir freuen uns… Es geht allerdings nicht ganz so spontan wie wir es uns vorgestellt haben. Am Bahnhof erzählt uns die Dame am Schalter, dass der Schnellzug nach Tbilisi heute und morgen ausgebucht ist. Wir können also nicht mit den Zug weiterfahren. Unsere Optionen abwägend, fragen wir einen Taxifahrer vor den Bahnhof, was eine Fahrt ins 330 km entfernte Tbilisi kosten würde. 300 Lari (ca. 100 €). Noch während wir beratschlagen und eigentlich schon dabei sind zuzusagen, reduziert er den Preis bereits und winkt einen Kollegen herbei, der uns in seiner modernen „Maschina“ für 270 Lari (95 €) befördern kann. Wir schlagen ein. Wir sehnen uns nach einem Zuhause für die nächsten fünf Tage, wo wir uns nach der Wanderung und den vielen Eindrücken ausruhen und einfach abhängen können, ehe wir weitere Aktivitäten planen

Auf der Fahrt zwischen Chobi und Senaki bis nach Samtredia kommen wir an unzähligen an der Straße aneinandergereihten Einfamilienhäusern vorbei. Mit den Flachdächern, den großen vorgelagerten Veranden, zum Teil mit Säulen, verzierten Fensterrahmen und Eingangstoren wirken sie sehr romantisch und erinnern sie ein bisschen an Südstaaten Herrenhäuser aus dem 19. Jh. Einige sind sehr heruntergekommen, andere liebevoll restauriert. Mit schönen Gärten voller Blumen, Wein, Obstbäume und sicher auch anderen Nutzpflanzen. Fast jeder hat eine Kuh im Garten stehen. Zwischen den Häusern tauchen ab und zu ehemalige sowjetische Plattenbauten auf.

Kühe:

Was Katzen in Istanbul waren, sind Kühe in Georgien. Überall sehen wir sie, sie scheinen sich den ganzen Tag über völlig frei zu bewegen. Kühe auf den endlos langen Weidenfeldern, an den Berghängen, in den Vorgärten. Kühe, die unbeeindruckt vom Verkehr die Straße überqueren oder sich einfach niederlassen. Kühe sogar in einem Bushaltestellenhäuschen auf einer Hauptstraße. 

Die Unterkunft in Tbilisi buchen wir schnell während der Taxifahrt. Auch wenn unsere Favoriten auf Airbnb bereits vergeben sind, finden wir ein nettes, gut gelegenes Apartment und haben Glück. Der Gastgeber antwortet prompt und wir können am späten Abend noch einchecken. Wir kommen nach zwölf Stunden und insgesamt 550 Kilometern um 21:30 bei unserer Unterkunft an. Unser Fahrer muss heute nacht noch den Weg zurück nach Zugdidi fahren, was uns ein schlechtes Gewissen macht. In ein paar Jahren wird die Strecke wesentlich schneller zu schaffen sein. Die Straßen in Swanetien werden aktuell ausgebaut, zudem wird, mit Hilfe der Chinese State Construction, eine Autobahn mit zahlreichen Tunneln und weiten Brücken, gebaut, die von von Tbilisi in den Westen Georgiens führen wird.

Nachdem wir die Rucksäcke abgelegt haben, kehren wir in das nächste noch geöffnete Restaurant ein, eine Pizzeria, was uns nur Recht ist. Was für ein Ritt! Aber wie schön, dass wir in Tbilisi angekommen sind und uns hier für Weile hier einrichten können.

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