Kunming wird in China als „Stadt des ewigen Frühlings“ bezeichnet. Durch die hohe Lage auf 2.000 Metern, aber in Südchina gelegen, sollen ganzjährig milde Temperaturen herrschen. Wir kommen am 19.11. von Chongqing mit dem Zug an und bleiben für zwei Nächte. Bei der Buchung einer Unterkunft haben wir die Größe der Stadt unterschätzt. Der Fernbahnhof Kunming South liegt im Süden der Stadt, unser Hostel nahe der Altstadt haben wir im Norden gebucht. Wir brauchen nochmal eine Stunde mit dem Taxi, um das Hostel zu erreichen.
Kunming befindet sich im Süden Chinas, in der Provinz Yunnan und hat um die 7 Millionen Einwohner. Als wir abends ankommen ist es nur bedingt frühlingshaft. Zwar regnet es nicht, aber es ist klamm- kalt, in der Nacht fallen die Temperaturen ganz schön ab.
Bei uns ist grad die Luft etwas raus, sich die Sehenswürdigkeiten der Stadt anzugucken. Kunming ist eher ein Zwischenort auf der Weiterreise nach Luana Prabang in Laos, wir haben auch nur einen vollen Tag Zeit, um die Stadt zu erkunden. Tagsüber sind die Temperaturen mit knapp 20°C dann doch frühlingshaft und wir laufen eigentlich nur ein wenig ziellos durch die Gegend. Ein paar Souvenirs wollen wir noch kaufen und wir besuchen das erste Mal seit Georgien einen Mc Donald´s. Mit der Erkenntnis, dass die Pommes überall auf der Welt gleich schmecken.
Crossing the Bridge Noodles
Bevor wir abreisen müssen wir aber noch die Spezialität von Yunnan probieren, die Crossing the Bridge Noodles. Der Name des Gerichtes hat folgende Geschichte:
Einst lebte ein Mann auf einer Insel mitten auf dem See. Seine Frau brachte ihm vom Festland jeden Tag sein Essen. Sein Leibgericht waren Reisnudeln. Doch jedes Mal, wenn die Frau mit der Suppenschüssel über die Brücke auf der Insel angekommen war, war die Suppe bereits kalt. Die Frau hatte eine Idee. Sie kochte eine kräftige Hühnerbrühe. Das Fett bildete eine Isolierschicht an der Oberfläche, durch die die Suppe heiß blieb. Der Mann brauchte nur noch die frischen Zutaten, Reisnudeln, Fleisch und Gemüse der Brühe hinzugeben und konnte seine heiße Suppe genießen.
Weiterreise nach Laos
Am nächsten Morgen müssen wir früh aufstehen, unser Zug fährt um 8 Uhr in Richtung Laos. Da es eine internationale Verbindung ist, wollen wir eine Stunde vor Abfahrt am Bahnhof sein. Das Taxi braucht um die frühe Uhrzeit deutlich weniger Zeit für die Strecke. Grundsätzlich ticken die Uhren in China anders. Während in Hamburg die Straßen ab 6:30 langsam voller werden, ist hier nich nichts los. Das ist uns auch schon in anderen Städten aufgefallen, das Leben scheint hier ein bis zwei Stunden später anzufangen.
Im Bahnhof müssen wir unsere Buchungsbestätigung erstmalig in ein Papierticket umtauschen, was ohne Probleme am Servicepoint möglich ist, sobald der dafür berechtigte Mitarbeiter seinen Dienst angetreten hat. Das Boarding beginnt 20 Minuten vor Abfahrt, wir hätten auch etwas später am Bahnhof sein können.
Während wir noch auf unsere Tickets warten, bestellt Christian uns über die AliPay App im Luckin Coffee Shop einen Kaffee und einen Jasmine Olong Tee. Als unser Kaffee und Tee fertig sind, bekommt er eine Push- Mitteilung per App und kann die Becher im Laden abholen.
Kunming – Vientiane Strecke
Die Strecke von Kunming führt bis zur Grenze nach Laos und weiter in die laotische Hauptstadt Vientiane. Die Verbindung wurde von den Chinesen gebaut und erst im April diesen Jahres für den Personenverkehr geöffnet. Sie ist ein Teil des geplanten Projektes der Kunming – Singapur Hochgeschwindigkeitsverbindung, die irgendwann fertiggestellt werden und China mit Laos, Thailand, Malaysia und Singapur verbinden soll. Gleichzeitig gibt es Pläne bestehende Strecken von China über Vietnam und Kambodscha aus- oder neuzubauen. Ob und wann dieses ehrgeizige Projekt einmal fertig sein soll, ist fraglich.
Ausreise aus China – lassen sie uns gehen?
Wir haben unser Ticket bis Luana Prabang im Norden von Laos gebucht. Der Schnellzug erreicht nach etwa 5 Stunden den chinesischen Grenzbahnhof Mohan. Alle Passagiere müssen mit ihrem Gepäck aussteigen und werden für den Ausreiseprozess in eine große Halle gebracht. Für Ausländer gibt es eine extra Schlange, an die wir uns anstellen. Nach unserer holprigen Einreise in China sind wir nicht sicher, was uns bei der Ausreise erwartet. Ohne weitere Fragen bekommen wir direkt unseren Ausreisestempel und können in die Wartehalle weitergehen. Hier müssen alle Reisenden noch ein paar Minuten warten, ehe es zurück zum Zug geht. Am Bahnsteig angekommen, werden wir plötzlich von zwei Polizisten abgefangen. Sie wollen unsere Pässe noch einmal sehen und fragen uns dann noch, wo wir überall waren. Die Liste der Städte ist lang, das sehen sie auch ein, belassen es dabei und wünschen uns einige gute Fahrt. Wir verlassen China durch den Freundschaftstunnel und kommen nach ein paar Minuten in Boten, Laos an.
Einreise in Laos
In Boten müssen erneut alle Passagiere mit komplettem Gepäck aussteigen und sich für Immigration und Gepäckscan anstellen. Nach Aserbaidschan und China benötigen wir auch für Laos ein Visum, das wir ohne Probleme zwei Wochen vorher als eVisa beantragt haben. Hinter uns im Zug sitzt ein niederländisches Paar, die per Visa on Arrival einreisen möchten. Das stellt sich etwas schwieriger dar. Sie müssen in Mohan den Bahnhof verlassen und über die Autogrenze (per Taxi) nach Laos einreisen und das Visa dort beantragen. Bezahlt werden kann nur in US$, die sie nicht haben, Kartenzahlung ist nicht möglich. Einen Geldautomaten gibt es wohl auch nicht. Sie konnten sich dann von einem anderen Reisenden die knapp 100$ leihen. Wir waren froh, dass es bei uns einfacher war.
Von Boten aus sind es dann laut Plan noch 3 Stunden bis Luang Prabang. Wir sind aber nach knapp 90 Minuten dort und verpassen es fast, rechtzeitig auszusteigen. Dazu kommt noch die Zeitverschiebung, Laos ist 1 Stunde vor Pekingzeit. Wir sind verwirrt, als wir aussteigen. Insgesamt waren wir nach etwa 8 Stunden in Luang Prabang, davon haben wir ungefähr 2,5 Stunden an den beiden Grenzstationen verbracht. Mit dem Bus wären es 22 Stunden gewesen.