Zugfahren in China
Zugfahren in China

Zugfahren in China

In China haben wir die meisten Strecken mit dem Zug zurückgelegt. Hier sind unsere gesammelten Eindrücke und vielleicht ein paar nützliche Informationen zum Zugfahren in China.

Chinesische Eisenbahn

Das chinesische Bahnnetz ist umfangreich, sehr umfangreich. Im Jahr 2021 hatte das Eisenbahnnetz 155.000 Kilometer. Es gibt verschiedene Zugklassen, normale Züge, Nachtzüge, Schnellzüge und Hochgeschwindigkeitszüge. Im letzteren ist China führend, Ende 2022 hatte dieses riesige Land mit 42.000 Kilometern das längste Hochgeschwindigkeitsnetz der Welt, Tendenz zunehmend. Etwa die Hälfte des Eisenbahnnetzes wurde in den letzten 20 Jahren gebaut, fast das komplette Hochgewindigkeitsnetz ist sogar erst in den letzten 15 Jahren entstanden. Dadurch sind die Züge und Bahnhöfe sehr modern.

Rail map of PRC Karte vom Eisenbahnnetz in China (by Howchou, CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons)

Ticket

Touristen aus dem Ausland können über die Webseite Trip.com recht einfach Tickets buchen. Die Fahrtkarten sind 14 Tage im Voraus buchbar und können u.a. mit Kreditkarte, Apple Pay, Klarna oder Paypal bezahlt werden. Die Daten der Reisepässe müssen angegeben werden, insbesondere die Passnummer. Tickets werden nicht ausgestellt…

Am Bahnhof

… denn am Bahnhof erfolgt ein Check-In ähnlich wie am Flughafen. Nur eben ohne Fahrkarten, die Zuordnung erfolgt per Personalausweis (ID) oder für Ausländer:innen mittels Reisepass.

Im Bahnhof sind der Eingangs- und Ausgangsbereich getrennt. Zunächst erfolgt eine Gepäckkontrolle mit Röntgengerät, Flüssigkeiten über 100ml müssen manchmal vorgezeigt werden, ggf. erfolgt eine Geruchsprobe. Anschließend gehen die Chinesinnen und Chinesen zu einem elektronischen Drehkreuz, legen ihre ID auf und können passieren. Wir gehen jeweils seitlich der Drehkreuze zum Bahnpersonal, zeigen unsere Pässe, die dann eingescannt werden und können danach passieren. Anschließend betritt man eine, meist riesige, Wartehalle mit Sitzbänken, Shops, Gastronomie usw. Der Zugang zum Bahnsteig ist erstmal nicht möglich, bis der jeweilige Zug aufgerufen wird. Es erfolgt ein zweiter Check-In, dann kann der Bahnsteig betreten werden. Hilfreiche ist, dass die Beschilderungen meist auch auf Englisch sind.

Im Zug

An dem Bahnsteigen stehen die Wagennummern auf dem Boden, so dass sich jede:r passend platzieren kann. Die Züge sind modern, sauber und schnell. Der Onkel von unserem Freund He erklärt uns, dass China zunächst japanische sowie deutsche Züge und Technologien ins Land geholt und darauf aufbauend eigene Schnellzüge entwickelt hat. Tatsächlich sitzen wir von Chongqing nach Kunming in einem Zug der dem ICE sehr ähnlich ist.

Beim Einsteigen ist dann das übliche Chaos: alle wollen möglichst schnell den Sitzplatz finden, es gibt zu wenig Platz für Gepäck und es folgen auch in China Diskussionen über vermeintliche Sitzplatzreservierungen. Eine (freundliche) Auseinandersetzung findet direkt vor unseren Augen statt. Ein Mann und eine Frau diskutieren über ihre jeweilige Sitzplatzreservierung. Der Mann behauptet, die Frau würde auf seinem Sitzplatz sitzen. Selbst die Schaffnerin bekommt keine Ruhe in die Diskussion. Doch nach 10 Minuten die Wendung. Der Reklamierende ist im falschen Wagen, er hat seinen Sitzplatz in Wagen 3 statt 4. Demütig, aber auch lachend zieht er ab. Klassiker.

In den Schnellzügen der 2. Klasse sind drei Sitze auf der einen, und zwei Sitze auf der andern Seite des Ganges. Wunschplätze können bei der Buchung über Trip nicht direkt ausgewählt werden. Steckdosen zum Laden sind vorhanden, Wifi nicht, dafür ist meistens Mobilfunkempfang vorhanden, außer in längeren Tunneln. Funfact: die Sitzbänke in den Hochgeschwindigkeitszügen sind fast immer in Fahrtrichtung. An der Endstation werden die Sitzebänke einfach umgedreht, sagt Wikipedia.

Die Speisewagen haben wir auch ausprobiert. Dort können Instantnudeln, Getränke und Snacks bestellt werden. Heißes Wasser für Nudeln, Tee und Kaffee kann man in jedem zweiten Wagen zapfen. Sitzplätze gibt es in den Speisewagen der Schnellzüge nicht, das warmgemachte Essen wird einem an den Platz gebracht. Hingegen im Nachtzug nach Tibet gab es einen gemütlichen Speisewagen. Außerdem gibt es noch jemanden der einen Wagen mit Snacks und Getränken aber auch Hirschtalg, Blasenpflastern oder Vitamintabletten durch den Zug schiebt.

Ankunft am Bahnhof

Am Zielbahnhof angekommen wird man direkt zum Ausgang geleitet ohne den Eingangsbereich zu passieren. Hier müssen dann nochmal IDs bzw. Reisepässe gezeigt werden. Für Leute die umsteigen, gibt es, wie an Flughäfen einen Transfer-Ausgang bei dem man wieder in die Wartehalle geleitet wird.

Fazit

Zugreisen in China ist sehr komfortabel und super einfach. Die Bahnhöfe sind meist riesig und erinnern in ihrer Architektur und in den Abläufen eher an einen Flughafen als an einen Bahnhof. Alle Züge waren pünktlich, bzw. teilweise zu früh am Ziel. Kostenmäßig ist es voll in Ordnung. Da Tickets erst 14 Tage vorher buchbar sind, scheint es keine Frühbucherangebote zu geben. Dafür kann man kurzfristig für einen fairen Preis buchen. Für die über 1.000 Kilometer mit dem Schnellzug von Xining nach Chengdu haben wir z. B. rund 40€ pro Person bezahlt. Das ist für uns Europäer ein guter Preis, können sich aber sicherlich nicht alle Menschen in China leisten. Es gibt allerdings auch noch langsamere Züge die günstiger sind und wir wissen nicht, ob es beispielsweise für Rentner:innen besondere Zuschüsse oder Vergünstigungen gibt.

Die Reisen mit dem Zug durch China war für uns eine gute Gelegenheit die Landschaft des Landes und die Leute ein wenig besser kennenzulernen.

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