Die Entdeckung der Langsamkeit
Die Entdeckung der Langsamkeit

Die Entdeckung der Langsamkeit

Inzwischen haben wir rund 3.000 Kilometer durch Europa zurückgelegt. In Summe haben wir bislang etwa 50 Stunden in Zügen und einem Flixbus verbracht. Mit dem Flugzeug hätten wir für die Strecke Hamburg – Bukarest etwa 2 1/2 Stunden gebraucht. Wir haben uns bewusst für die langsamere Variante des Reisens mit dem Zug entschieden, denn der Weg ist unser Ziel.

Die Stimmung ist eine besondere, wenn man nachts reist. Abgesehen von dem konstanten Summen der Elektrik und einigen wenigen Touristen, die zu ihrem Gleis rennen, ist es ganz ruhig im Budapester Bahnhofs. Wir sitzen auf Hockern gegenüber des Haupteingangs und schauen auf die die Gleise, während wir darauf warten, dass unser Nachtzug aus Wien mit etwa 30 Minuten Verspätung einfährt. Der Budapester Ostbahnhof (Keleti pályaudvar) ist ein Kopfbahnhof von 1884 und – wie gefühlt alles in Budapest – ein prachtvolles Bauwerk. Er kann ohne Mühe mit dem Bahnhof in Mailand mithalten. Die Vorhalle ist mit Deckenbemalungen und goldenem Stuck geschmückt, in einer Ecke steht sogar ein Klavier. In der Haupthalle befinden sich die Gleise 6 bis 9. Am ihrem Kopf sind die Geländer mit zahlreichen üppigen Blumenkästen behangen und vor den Rammböcken gibt es weitere große Blumenkübel. Die Pflanzen werden hier liebevoll arrangiert und gepflegt. Überhaupt sieht die gesamte Bahnhofshalle penibel sauber aus, es ist kein Müll, nicht einmal ein Taubenschiss auf dm Boden zu sehen. Eine alte Lok aus dem Jahr 1972 macht die Nostalgie perfekt.

Um kurz nach 23 Uhr steigen wir am Montag (14.08.) in den zweiten Nachtzug unserer Reise ein. Diesmal haben wir einen Schlafwagen gebucht. Im Vergleich zum 4er Liegewagen sind die „Betten“ etwas breiter und bequemer, wir haben ein Waschbecken und sind nur zu zweit in unserem Abteil.

Wie eingangs erwähnt reisen wir langsam und in Rumänien bedeutet. Langsam. Wirklich. Langsam. Der Nachtzug (D347 „Dacia“ Wien – Budapest – Bukarest) benötigt für die 250 Kilometer von Budapest bis zur rumänischen Grenze etwas mehr als zwei Stunden. Für die weiteren 700 Kilometer durch Rumänien bis Bucharest dauert es 12 Stunden.

Wir schlafen besser als im Nachtzug von Zürich nach Zagreb, allerdings werden wir um 2 Uhr unsanft geweckt. „Knock, Knock – Border Police – Wake Up – Passports please“. Obwohl wir damit gerechnet hatten, kramen wir etwas überrascht nach unseren Pässen und zeigen den ungarischen Grenzkontrolleuren unsere Dokumente. Nach etwa 20 Minuten setzt sich der Zug wieder in Bewegung und wir schlafen langsam wieder ein… bis sich um 3 Uhr das Spiel wiederholt. „Knock, Knock – Border Police – Passports please“. Diesmal die rumänische Grenzpolizei. Am Ende kommt noch jemand mit einer Unterarmgehstütze („Krücke“), an die ein Spiegel montiert ist und schaut damit, ob sich unter unserem Bett noch jemand versteckt. Rumänien ist zwar seit 2007 EU-Mitglied, der Schengenraum endet allerdings an dieser Landesgrenze. Langsam begreifen wir, dass wir eine viel genutzte Flüchtlingsroute in die entgegengesetzte Richtung fahren.

Um 13 Uhr kommen wir in Brașov an, einer größeren Stadt, Mitten in Transsylvanien. Wir haben schon vorher beschlossen, nicht bis Bukarest durchzufahren, sondern hier auszusteigen. Die Altstadt von Brașov soll ein Highlight in Rumänien sein. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen…

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3 Kommentare

  1. Denjo

    Hey ihr beiden. Ich lass mal nen Gruß da. Toller Blog, sehr unterhaltsam. Ich hoffe dir (Christian) geht es wieder gut. Gute Weiterreise!

    Grüße vom anderen Teil der Welt!
    Denjo

  2. Pingback: Brașov – Im Nachtzug nach Hanoi

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