Perlen der Seidenstraße I
Perlen der Seidenstraße I

Perlen der Seidenstraße I

Bukhara

Bukhara und Samarkand stellen sich selbst vor als „Perlen der Seidenstraße“ – zu Recht. Die Altstadt von Bukhara ist ein wahres Schatzkästchen an Geschichte und Architektur und erinnert an ein Märchen aus 1001 Nacht. Buchara existiert seit über 2500 Jahren. Im Altertum gehörte die Oase Buchara zum so genannten „Sogdischen Reich“, das im Laufe der Zeit unter anderem durch Alexander den Großen, Dschingis Khan und Amir Timur (der im Westen unter dem Namen Tamerlan besser bekannt ist) erobert wurde.

Zu den Sehenswürdigkeiten gehören vor allem die Karawansereien, die Madresen, Moscheen und Mausoleen großer Herrscher und Glaubensführer. Um einen Überblick zu bekommen, machen wir eine Free Walking Tour in Bukhara. Unser Guide ist eigentlich aus Afghanistan, lebt seit 5 Jahren in Bukhara und ist sehr gut informiert über die Geschichte und auch bestens vernetzt mit den Händlerinnen und Händlern und gibt Tips wo man die günstigsten Souvenirs erstehen kann und wie man verhandeln sollte. Er erklärt uns, z.B. wie eine Madrese oder Karawanserei aufgebaut ist, wo man in der Architektur persischen, arabischen oder gar sowjetischen Einfluss findet und wie alles geschichtlich zusammenhängt. Dafür nimmt er sich fast 4 Stunden Zeit.

Eine Karawanserei war eine Art „Hotel“ auf der Handelsroute zwischen Orient und Okzident. Karawanenstädte wie Bukhara und Samarkand gliederten die Handelsrouten somit in Teilstrecken. Sie bildeten wichtige Knotenpunkte, in den Waren gehandelt oder umgeladen wurden. Vom 4.-8. Jh n.Chr. spielten Sogdische Kaufleute eine wichtige Rolle in diesem Netzwerk. Außerdem versuchten Herrscher für Sicherheit auf den Wegen zu sorgen. Dafür konnten sie Abgaben bzw. Steuern erheben. Die Städte blühten auf. Neben Seide wurden auch Pferde, Glaswaren, Edelsteine wie Jade, Lapislazuli und Gold gehandelt. Aber es wurde nicht nur Luxuswaren über die Seidenstraße transportiert, auch Ideen, Kultur und Religionen, wie der Buddhismus und das Christentum verbreiteten sich über die Seidenstraße bis nach China und Japan.

Madresen waren Islamschulen und akademische Einrichtungen. Sie waren nicht nur Zentren der islamischen Gelehrsamkeit, sondern spielten auch eine wichtige Rolle bei der Förderung verschiedener Wissensgebiete, darunter Mathematik, Astronomie und Medizin. Während des islamischen „Goldenen Zeitalters“ vom 8. bis zum 13. Jahrhundert, standen diese Städte an der Spitze wissenschaftlicher Entdeckungen und intellektueller Bestrebungen. Mit der Papierherstellung und dieser Region um 800 fingen islamische Gelehrte an, klassische griechische, persischer indische und andere antike Texte zu übersetzen und zu kommentieren und trugen so wesentlich dazu bei, die alten Weisheiten zu bewahren.

Bukhara und Samarkand waren die Heimat von bedeutenden Gelehrten, z.B. Al-Chwarizmi (um 800), bekannt als der „Vater des Algebra“. Ibn Sina (um 1000) auch Avicenna genannt, bekannt aus Noah Gordons Roman „der Medicus“. Er verfasste den fünfteiligen Kanon der Medizin, der lange Zeit als Standardwerk der Medizin galt. Imam Al-Bukhari (um 800) gilt als einer der bedeutendsten Gelehrten der islamischen Geschichte.

Nördlich der Altstadt kommen wir an der Bolo-Hovuz-Moschee vorbei. Sie wurde an einem künstlich angelegten Teich gebaut, von denen es früher mehrere in den Wüstenoasen gab. Die Teiche sammelten das Regenwasser und dienten der Wasserversorgung der Bevölkerung. Der Eingang der Moschee ist mit Säule aus Holz geschmückt, die individuell mit Schnitzereien verziert sind. Die Bobo-Hovuz-Moschee ist eine der wenigen Gebäude in Bukhara, die heute wieder als Freitagsmoschee genutzt wird.

Nach der Walking Tour gehen wir noch mit ein paar Leuten auf eine Dachterrasse, wo wir bei einem Bier den Sonnenuntergang über der Altstadt bewundern.

Minarette wie das Kalon-Minarett hatten mehrere Funktionen. Von hier aus rief der Muezzin die Muslime zum Gebet. Er diente aber auch als Wachtturm und sozusagen Leuchtturm, der den Karawanen den Weg wies. Außerdem wurden angeblich zum Tode Verurteilte von dem 50 Meter hohen Turm geworfen.

Heute sind die Madresen beliebte Touristenattraktionen. Sie erfüllen kaum noch ihren ursprünglichen Zweck. In den Innenhöfen finden wir stattdessen Basare. Souvenirs, Handwerk, Handarbeit, Teppiche, Keramik und Miniatur Malerei. Nur wenige Moscheen werden zum Gebet betreten. Unser Guide erklärt uns, dass von den 90% Muslimen im Land nur ein geringer Teil ihren Glauben praktizieren. Dies sei durchaus politisch gewollt. Der Zugang zur Moschee wird Jugendlichen gesetzlich erschwert oder sogar verboten. Die Ausbildung von Imamen werde reglementiert. Unter dem Regime der Sowjetunion wurden die heiligen Hallen getüncht, wörtlich „whitewashed“. Man habe die islanischen Zitate und Koransprüche mit denen die Madresen und Moscheen verziert wurden, übermalt. Eine Moschee, die wir besuchen, wurde als Kino umfunktioniert. Das religiöse und spirituelle Gedächtnis der Menschen wurde fast gänzlich gelöscht, „brainwashed“.

Nach der Unabhängigkeitserklärung der Länder in Zentralasien erlangten ausgerechnet die Führungspersönlichkeiten jenes Regimes die Macht. Präsident Islom Karimov war 1989 bis 1991 als Erster Sekretär der Kommunistischen Partei der Usbekischen SSR. Von 1991 wurde er erster Präsident Usbekistans und bis zu seinem Tod 2016 an der Macht. Er sah in den islamischen Bewegungen eine Gefährdung seiner Machtposition und führte einen unerbittlichen Kampf gegen (vermeintliche) Islamisten, wofür er im Westen Zustimmung und Unterstützung fand.

Hier ein interessantes Interview vom Deutschlandfunk (2016 nach dem Tod des Präsidenten Karimov) über das Thema Islamismus und Diktatur in Usbekistan: https://www.deutschlandfunkkultur.de/usbekistan-zwischen-diktatur-und-islamismus-100.html

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