Christian liegt am Sonntag krank im Hotelzimmer und so ziehe ich allein los, die Stadt zu erkunden. Unser Hotel liegt direkt am Bahnhof Deli im Zentrum links der Donau. Vom Hotel aus muss man eine große Hauptstraße überqueren und gelangt in einen Park. Im Schatten der Bäume führen von dort Treppen herauf zum Burgviertel. Ich komme mir ein bisschen vor, wie in einem Roman von Carlos Ruiz Zafón. Falsche Stadt, ich weiß, dies ist nicht Barcelona.
Ich erreiche den Burgberg von hinten und gehe der Touristenmenge entgegen, die sich versammelt hat, um die Stadtmauer und die Fischereibastei zu bewundern und den wunderbaren Blick von hier oben über die Donau auf die gegenüberliegende Altstadt.
In der Mittagssonne laufe ich am Donauufer entlang bis zur Margaretenbrücke, eine historische Brücke mit steinernen Strompfeilern, von der aus man auf die Margareteninsel gelangen kann.
An der Uferpromenade reiht sich ein prächtiges Gebäude an das nächste. Am beeindruckendsten ist natürlich das riesige Parlamentsgebäude. Ich komme aus dem Staunen kaum mehr heraus.
Angekommen am anderen Ufer rechts der Donau, suche ich mir eine Bar und bestelle ein Bier. Mein erstes Missverständnis: Aus dem Versuch ein Alster zu bestellen, resultiert, dass mir der Kellner wohlwollend mehrere Zitronenscheiben im Bierglas serviert. Völlige Ratlosigkeit dann in seinem Blick, als ich mein Bier mit ungarischen Forint bezahlen will. Wir haben von Maria Banknoten bekommen, die sie nach ihrem letzten Besuch in Ungarn (wann war das nochmal…?) aufgehoben hatte. Er dreht und wendet den Schein, den er offenbar das erste mal in seinem Leben sieht. Aber es steht ja „Forint“ drauf, also akzeptiert mein Kellner sie schulterzuckend. Mir ist es etwas unangenehm, er scheint hingegen belustigt. Ich versuche es später noch in einem Supermarkt bei einer etwas älteren Kassiererin. Sie schüttelt daraufhin nur den Kopf. Leider habe ich keine Gelegenheit mir die aktuelle ungarischen Währung im Vergleich anzusehen, da wir einfach alles hier mit Kreditkarte zahlen…
Imre Nagy (*7.6.1896, † 17.6.1958 in Budapest), ehemaliger ungarischer Ministerpräsident und Nationalheld. Nagy widersetzte sich den stalinistischen Bewegungen seiner kommunistischen Partei, woraufhin diese ihn 1955 als Dissidenten beschuldigte und seine Ämter enthob. Im Zuge der Oktoberrevolution, dem Volksaufstand vom 23.10.1956 gegen die kommunistische Partei und die sowjetische Besatzungsmacht, wurde Nagy auf Druck des Volkes wieder als Ministerpräsidenten eingesetzt. Er kündigte Ungarns Mitgliedschaft im Warschauer Pakt und proklamierte die Neutralität Ungarns. Kurz darauf rückten sowjetische Panzer in Ungarn ein, die die Revolution blutig niederschlugen. Nagy wurde deportiert und zwei Jahre später in einem geheimen Prozess wegen Landesverrates verurteilt und hingerichtet.
Vom Imre Nagy Denkmal aus nehme ich die Tram Nr. 2. Die Straßenbahn ist eine günstige touristische Alternative. Mit einem Ticket für gerade einmal 350 HUF (0,9€) kann man sich am Donauufers entlang vieler Sehenswürdigkeiten kutschieren lassen. An der Freiheitsbrücke steige ich aus und überquere diese zu Fuß zurück nach „Buda“.
Budapest entstand aus dem Zusammenschluss Ende des 19. Jh aus den zwei Städten Buda (links der Donau) und Pest (rechte Donauseite). Während Buda eher als der gehobenere Stadtteil gilt, mit dem Burgviertel und zahlreichen Villen, ist Pest eher der hipere Stadtteil, wo Kunst, Kultur und die besten Parties angesiedelt sind.
Außerdem gehören zum Stadtgebiet zwei Donauinseln, Margit-sziget und Óbudai-sziget. Die beliebten Naherholungsgebiete sind und über Brücken oder per Boot erreichbar sind. Auf Óbudai-sziget findet alljährlich im August das Sziget Festival statt. Über 400.000 Besucher werden dieses Jahr wieder während des einwöchigen Festivals erwartet. Wir hatten uns Tageskarten besorgt und uns schon sehr auf den Besuch gefreut. Leider muss ich heute Abend allein zum Festival, da Christian das Bett hüten muss. Ich bin etwas aufgeregt als ich am Donauufer entlanggehe und den Fähranleger suche.
Die Aufregung ist schnell verflogen, als ich auf der Insel ankomme, ich genieße ein sehr entspanntes Festival. Alles ist sehr „arty“ und stimmungsvoll. Einige haben ihr Zelt direkt auf dem Festivalgelände aufgebaut. Ich kenne kaum jemanden vom heutigen Line up, mein Favorit sind die Mumford and Sons. Es wird voll vor der Hauptbühne und wir werden nicht enttäuscht. Die Band fühlt sich wohl auf dem Festival, das beteuern sie mehrmals. „Wann immer ihr uns ruft, Sziget, wir kommen wieder!“ und wir Fans sind begeistert.
Der Heimweg führt über eine alte Stahlbrücke aufs „Festland“, wo ich die S-Bahn zurück zum Hotel nehme. Wunderbar, Sziget, auch wir sehen uns wieder…
Liebe Scarlett, ich habe euren Blog leider jetzt erst entdeckt (Dominic hat mir den Link geschickt) und ich fange am Anfang eurer Reise an. Ich finde, du schreibst sehr schön und die Fotos sind super! Für den letzten Rest eurer Reise wünsche ich euch noch viel Freude und schöne Erlebnisse. Und eine gute Heimreise.
Liebe Grüße aus dem grauen und kalten Hamburg
Gabi aus dem SpD