Almaty, The Big Apple
Almaty, The Big Apple

Almaty, The Big Apple

The Big Apple. Keine Stadt könnte diesen Namen besser verdient haben als Almaty. Denn sie ist die wahre Heimat des Apfels.

Alma Ata „Vater des Apfels“

Tatsächlich wurde nachgewiesen, dass der genetische Ursprung aller bekannten Speiseäpfel der Welt in Kasachstan liegt. Die Wildapfelbäume findet man bis heute an den Hängen der Ausläufer des Tien Shan Gebirges.

Ankommen in Almaty (11. Oktober)

Am Bahnhof angekommen, nehmen wir am ein Taxi in unsere Unterkunft. Wir beziehen ein hübsches kleines Airbnb Apartment. Endlich ein richtiges Zuhause. Wir fühlen uns auf Anhieb wohl in Almaty. Kurz nachdem wir angekommen sind und unsere ersten Runden durch die Stadt gemacht haben, beschließen wir spontan, unseren Aufenthalt bis Ende Oktober zu verlängern.

Herbstliches Almaty

Das erste was uns in Almaty auffällt ist, wie grün die Stadt ist. Überall stehen Bäume, es gibt viele Parks und begrünte Plätze. Das Zentrum besteht aus schachbrettartig angelegten großzügig breiten Avenues. Umrahmt wird das Großstadtpanorama von den schneebedeckten Gipfeln der umliegenden Berge. Almaty wird auch das Zürich Zentralasiens genannt. Die ersten zwei Tage genießen wir noch spätsommerlichen Temperaturen, aber die Blätter an den Bäumen sind bereits gelb verfärbt und am Freitag schwenkt das gute Wetter um, es wird regnerisch und kühlt auf ein paar Grad über 0 ab. Aber das tut unserer Begeisterung für die Stadt keinen Abbruch. Wir machen ausgedehnte Spaziergänge und entdecken jeden Tag etwas Neues.

Es geht jeden Tag sehr geschäftig zu. Autos, Fußgänger, E-Scooter sind unterwegs. Endlich einmal eine Stadt, die die breiten Hauptstraßen auch ausfüllt (sagen wir nach den ersten Tagen zu Fuß, als wir noch keine Ahnung hatten, was Taxifahren zur Rushhour bedeutet).

Die Architektur der Innenstadt besteht aus vielen Betonbauten, die wahrscheinlich überwiegend aus der Sowjetzeit stammen. Die Fassaden sind grau und heruntergekommen, aber die vielen bunten Cafés, Restaurants und Geschäfte, die im Parterre eingerichtet sind lenken von der Tristesse ab. Es gibt überall etwas zu gucken oder einzukehren. Die Läden sind zum Teil sehr einfallsreich und modern eingerichtet. Es ist deutlich teuerer als in Usbekistan oder Tadschikistan aber das bedeutet nicht, dass die Läden weniger besucht wären. In den fancy Cafés und den unzähligen Malls mit allen großen europäischen Marken (von H&M bis Prada) sind sehr viele Menschen unterwegs.

Staatliches Museum

In einer Seitenstraße der Furmanov Avenue, nicht weit vom Unabhängikeitsdenkmal entfernt befindet sich das Staatliche Museum der Republik Kasachstan.

Das Museum wurde 1932 gegründet und zählt zu den ältesten und größten Museen in Kasachstan, wenn nicht sogar Zentralasien. Hinter einer großen Marmoren Eingangshalle, in der eine riesige Landkarte hängt und auf zwei großen Fernseher Imagefilme über Kasachstan laufen, wird man in verschiedenen Räumen durch die Geschichte der Nation vom Beginn des Lebens auf der Erde bis zur Gegenwart geführt. Die Ausstellungen zeigen zahlreiche archäologische und völkerkundliche Exponate. Von den Dinosauriern im Untergeschoss wandern wir die drei Stockwerke hoch über die Antike, das Mittelalter, die Dynastien der Khans…

In einen Raum wird die Multinationalität Kasachstans hervorgehoben und verschiedene ethnische Traditionen gezeigt. Über 120 verschiedene Volksgruppen und Nationalitäten leben in Kasachstan. Ehrenbürger:innen werden vorgestellt, die sich für die multinationale Einheit hervorgetan haben. Z.B. Autor und Übersetzer Herold Berger (das kasachische Ehepaar, mit denen wir während der Zugfahrt von Aktau anfreundeten, erzählte uns bereits von ihm). Herold Belger setzte sich zeitlebens für die Verständigung zwischen Deutschland und Kasachstan ein. Daneben gibt es eine Ecke über den zweiten Weltkrieg. Interessant ist für uns aber auch, was nicht gezeigt wird. Es gibt keinen Raum, der der Geschichte des Russischen Imperiums oder der Sowjetunion gewidmet wurde, die doch so einen großen Einfluss auf die Geschichte Kasachstans hatte. Hinweise auf Massendeportationen unter der UdSSR finden sich in Bescheiftungen zu den Exponaten über die verschiedenen Ethnien.

Eine Sonderausstellung die dem 10-jährigen Erfolg des Programms „one belt, one road“. In der Fotoausstellung werden die weltweiten Projekte Chinas zum Ausbau der Infrastruktur für die neue Seidenstraße gezeigt. Man schaut nach vorn.

Auf der Suche nach dem Almaty Aport – ein Ausflug in den Grünen Basar

Wir wollen den Almaty Aport probieren, der größte Apfel, der angeblich bis zu 1,2 kg wiegen kann. Erst vor einigen Tagen, am 13.10.2023 wurde der Almaty Aport als kasachische Marke international registriert. Damit ist er gleichwertig mit Produkten wie der Parmesankäse, Roquefort Käse oder Champagner.

Wir finden ihn schnell, er sieht größer aus als die anderen Äpfel aber gigantisch ist er nicht gerade… Als wir nachfragen, woher der Apfel stammt, folgt die ernüchternde Antwort des Händlers, er komme aus Bishkek, Kirgistan. Tatsächlich werden in der ursprünglichen Heimat der Äpfel nur noch wenige geerntet. Während der Sowjetzeit wurden große Flächen für die Landwirtschaft gerodet, ein Großteil der Apfelbäume fiel der Rodung zum Opfer. Aber das wird sich in Zukunft vielleicht wieder ändern. Die Apfelbaumbestände in und um Almaty sind dramatisch verdrängt worden.

Wir setzen uns in ein kleines Café von dem aus man einen schönen Blick auf die Markthalle und das Treiben hat. Es gibt holländische Pfannkuchen und sehr guten Kaffee. Der Inhaber ist ein Holländer aus Arnheim. Er kam 1998 zum ersten Mal nach Almaty. Damals sei es gefährlich und heruntergekommen gewesen, was ihn als 21 jährigen sehr gereizt habe. Nach seinem Aufenthalt in Almaty habe er Holland als langweilig empfunden. Seit 2010 lebt er in Almaty. Er spricht Russisch und versteht etwas Kasachisch, möchte es aber besser lernen, da er meint, dass er in den nächsten 6-10 Jahren mit Russisch nicht mehr weit komme.

Spaziergänge

Wir bummeln durch diverse Parks. Im botanischen Garten und im Central Park hat man den schönsten Blick über die herbstlichen Bäume hinweg kann man an manchen Tagen die riesigen schneebedeckten gewaltigen Berge der Ausläufer des Tian Shan Gebirges erkennen, die südlich von Almaty liegen. Eine russische Touristin hat uns einen Trick verraten, wie wir sie mit dem Klacken zweier Nussschalen anlocken können. Sie schenkt uns zwei Walnüsse und wir probieren es gleich aus. Tatsächlich kommen die kleinen Freunde ganz nah und lassen sich von der Hand füttern.

Zum Abschluss genehmigen wir uns einen Besuch im Arsana Spa Center. Für 20.000 Tenge (etwa 40 Dollar) mieten wir uns für zwei Stunden eine private Russisch/finnische Sauna. Vor dem Bad kaufen wir uns in einem kleinen Shop noch einige getrocknete Birkenzweige. Wenik heißt der Aufguss mit dem Sud von getrockneten Birkenzweigen.

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