Perlen der Seidenstraße II
Perlen der Seidenstraße II

Perlen der Seidenstraße II

Samarkand

Von Bukhara nehmen wir den Schnellzug nach Samarkand. Die Fahrt dauert 1:45, der Zug fährt auf die Minute pünktlich. Der Bahnhof in Samarkand empfängt uns piekfein. Auf dem Vorplatz fährt sogar eine Tram.

Samarkand steht ganz im Zeichen Timur Lenks (der „Lahme“, aufgrund einer Knochentuberkulose soll er Verwachsungen gehabt haben). Timur war ein Turko-mongolischer Eroberer und Begründer der Timuriden Dynastie am Ende des 14. Jh. Sein Reich breitete sich über das heutige Usbekistan, Afghanistan und Iran aus. Seine Feldzüge waren brutal und er wird als Tyrann bezeichnet, aber er besaß auch einen Sinn für Kunst und Architektur. Die folgende Blütezeit von Kunst, Kultur und Wissenschaft wird auch als „timuridische Renaissance“ bezeichnet. Er ließ prächtige Paläste bauen und wählte Samarkand zu seiner Hauptstadt. Vieles hier trägt seinen Namen und erinnert an ihn. Er ist Nationalheld und spielt eine große Rolle für nationale Identität Usbekistans, das sich in seiner Geschichte auf ihn als Gründer beruft.

Auf dem Registan- Platz in Samarkand stehen Ulugʻbek-Madrasa (links), Tilla-Kori-Madrasa (Mitte) und Sher-Dor-Madrasa (rechts).

Die Madresen auf dem Registan sind nach dem Kosch-Prinzip einander gegenübergestellt. Ihre Fassaden sind wie ein Spiegelbild aufeinander ausgerichtet. Eine weitere Madrese in der Mitte dient als verbindendes Element. Es ist ein in Usbekistan typisches architektonisches Stilelement. Die Anordnung soll Symmetrie und Harmonie und gleichzeitig eine gewisse Spannung und Erhabenheit erzeugen. Der Registan ist ein ganz besonderer Platz, den wir während unseres Aufenthaltes mehrmals und zu verschiedenen Tageszeiten aufsuchen, um jeweils die Stimmung und das Lichtspiel zu genießen.

Ulugh Beg war ein Nachfahre Timurs und 1409 Fürst in Samarkand und war ein bedeutender Mathematiker und Astronom. Er wurde durch sein Observatorium berühmt, das er im 15. Jahrhundert gründete. Die astronomischen Beobachtungen und Berechnungen von Ulugh Beg waren für seine Zeit fortschrittlich. Er berechnete nach den Sternen die Dauer eines Kalenderjahres. Ulugh Begs Engagement und seine Errungenschaften galten der Wissenschaft, politisch bekam er jedoch Gegenwind. Geistliche und Scheichs störte es, dass er die Wissenschaft über die Religion stellte. Sein eigener Sohn verschwor sich gegen ihn und er wurde 1449 ermordet. Sein Observatorium wurde zerstört aber auf dem Platz Registan kann man noch heute die schöne Ulug Beg Madrese bewundern.

Seit unserer Ankunft in Samarkand bin ich unendlich müde. Am Abend der Ankunft hatte ich Migräne (ich glaube dass es so war), nachts schlafe ich oft nicht gut, bin aufgewühlt, die harten Matratzen machen mir zu schaffen (es ist eine Eigenart in Usbekistan und wie wir später herausfinden auch Tadschikistan, als würde man auf einer Tischplatte schlafen).

Wir laufen ein wenig ziellos durch die Stadt, sehen uns eher halbherzig einige Sehenswürdigkeiten an. Ausnahmsweise habe nicht mal ich Lust auf Sightseeing. Wir verbringen viel Zeit in unserem gemütlichen Hostel, schlafen aus, lesen, klönen mit den anderen Gästen aus Tschechien, Italien und Deutschland, mit denen sich schnell eine merkwürdige Vertrautheit ergeben hat. Dazu trinken wir abwechselnd Instankaffee und schwarzen Tee, den es hier umsonst gibt, so viel man will. Die Stimmung in dem Hostel ist sehr familiär und gemütlich, genau das richtige im Moment.

Mittags gehen wir in ein spezielles Restaurant in dem es einen Mittagstisch gibt. Als einziges Gericht wird in einem großen Wok Plov zubereitet. Dazu wird ein Salat, Brot und Chai gereicht. Es wird solange serviert, bis der Wok leer ist. Sm Vortag kamen wir zu spät, das Lokal hatte bereits geschlossen, aber heute sind wir rechtzeitig. Plov ist mein Leibgericht! Ich liebe es, weil die Zutaten so überschaubar sind. es sieht wie einfaches Gericht aus, doch man muss die Rezeptur und Zubereitung beherrschen. Regional gibt es kleine Unterschiede.

Als ich den Koch frage, ob ich ein Foto machen darf, schenkt er mir eine kleine Darbietung, indem er andächtig in seinem Wok rührt. Der Reis leuchtet golden im Sonnenschein. Ich bin hochzufrieden und stolz auf mein Foto.

Plow, Palav, oder Osch ist ein ursprünglich persisches Reisgericht. Es wird in Zentralasien traditionell aus Reis, Brühe, Zwiebeln, Möhren und Fleisch und manchmal Trockenfrüchten zubereitet. 

Nächster Halt: Tadschikstan!

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