30 Stunden in Baku
30 Stunden in Baku

30 Stunden in Baku

Das nächste Ziel nach Georgien ist Kasachstan. Von Georgien gibt es auf dem Landweg drei Möglichkeiten, Kasachstan zu erreichen:

  • Nördlich über Russland
  • Südlich über den Iran und Turkmenistan
  • Mittig über Aserbaidschan und mit der Fähre über das Kaspische Meer

Auf Grund der politischen Weltlage und Schwierigkeiten ein Visum für Turkmenistan zu erhalten, war schnell klar, dass unsere Route über Aserbaidschan und das Kaspische Meer führen soll. Aus Reiseblogs wissen wir, dass von der Hauptstadt Baku unregelmäßig Fähren nach Aktau in Kasachstan fahren. Leider sind die Grenzen nach Aserbaidschan auf dem Landweg seit Beginn der Pandemie 2020 verschlossen, die Maßnahme wurde Anfang Juli noch einmal bis Oktober 2023 verlängert. Als offizielle Begründung dient nach wie vor die COVID-19 Pandemie. Die einzige Möglichkeit nach Aserbaidschan einzureisen ist per Flugzeug.

Unser Plan, nur auf dem Landweg nach Südostasien zu reisen ist also dahin. Wir haben also notgedrungen einen Flug von Tbilisi nach Baku gebucht und stehen am Donnerstag den 07.09. am späten Vormittag in Tiflis am Flughafen. Vorher haben wir uns von Timo verabschiedet, der abends zurück nach Deutschland flog.

Der Flug dauert etwas mehr als eine Stunde und wir landen mittags in Baku. Im Hotel angekommen, haben wir nicht so richtig einen Plan, wie es weitergeht. Wir wissen nicht, wann die Fähre nach Aktau übersetzt und wir wissen auch nur wenig über Aserbaidschan oder Baku. Aber wir haben Hunger. Baku liegt am Kaspischen Meer, also laufen wir erstmal in Richtung Wasser und finden auch nach kurzer Zeit ein Restaurant. Anschließend versuchen wir an Informationen zu kommen, wie das jetzt mit der Fähre funktioniert. Über die Webseite Marine Traffic finden wir ein paar Fähren, die zwischen Aserbaidschan und Kasachstan verkehren. Die Fähren transportieren vor allem LKWs, Autos, Motorräder, aber auch Fußgänger-Passagiere. Allerdings sind die Positionsdaten nicht aktuell. Dafür finden wir eine Telefonnummer von ASCO (Azerbaijan Caspian Shipping Company), der Fährcompany und bitten Anar, der im Hotel arbeitet und Englisch spricht, dort anzurufen und für uns herauszufinden, wann die nächste Fähre abfährt. Leider erreicht er dort mehrfach niemanden, auch unsere Nachricht über WhatsApp bleibt unbeantwortet. Wir beschließen das Problem erst am nächsten Tag wieder anzugehen und uns die Stadt anzuschauen.

Bakus Zentrum besteht aus einer erhaltenen historischen Altstadt, die bis in das 11. Jahrhundert zurückreicht. Die Stadt wurde seit Anfang des 20. Jahrhunderts erweitert, es gibt viele Gebäuden aus der Jahrhundertwende, der sowjetischen Zeit und ein paar moderne Wolkenkratzer, die in den letzten 10-20 Jahren gebaut wurden. Wir konzentrieren uns abends vor allem auf die historische Altstadt, die sehr gut erhalten und restauriert ist. Die historische orientalisch geprägte Architektur mit den modernen Wolkenkratzern im Hintergrund bilden das für Baku typische Panorama und beliebte Fotomotive.

Das Frühstück wird uns von Zefta zubereitet. Sie ist Mitte Fünfzig und wirkt in ihrer Schürze anmutig wie eine Grande Dame. Sie lächelt den ganzen Tag. Zefta ist ein türkischer Name, sie war mit einem Türken verheiratet und hat 17 Jahre in der Türkei gelebt. Sie schwärmt von der Welt. Als junge Frau hat sie keine Gelegenheit ausgelassen, im Rahmen von Schüleraustauschen die Metropolen der Sowjetischen Partnerländer zu besuchen. Sie erinnert sich an Berlin und wie sie über die Stadt gestaunt hat. Sie haben die Straßen schamponiert, alles roch so unglaublich gut, erzählt sie.

Anar hat es von zu Hause weiter für uns versucht, aber niemanden bei ASCO erreicht. Wir beschließen ein Taxi (bzw. ein Bolt, eine Art Uber) nach Alat zu nehmen und persönlich nachzufragen. Alat befindet sich 60 Kilometer südlich von Baku, hier ist das Ticketoffice und der Fähranleger. Wir sind mittags dort und erfahren, dass bereits abends eine Fähre ablegen wird. Wir sollen erneut um 20 Uhr dort sein, Fährtickets kosten jeweils 70 US$. Ein Mitarbeiter von ASCO bekommt mit, dass wir lange warten müssen und lädt uns zu sich nach Hause ein. Wir müssen leider ablehnen, da wir unser Gepäck noch im Hotel haben – wir haben nicht damit gerechnet, so schnell weiterzureisen. In Erfahrungsberichten haben wir von Reisenden gelesen, die bis zu eine Woche warten mussten. Die Fähre fährt immer dann, wenn sie voll ist und es nicht zu windig ist. Vor 20 Jahren ist eine Fähre im Sturm im Kaspischen Meer gesunken, seitdem scheinen sie hier vorsichtiger geworden zur sein. Wir haben Glück, die See ist ruhig und es sind genügend LKWs am Terminal, die nach Kasachstan wollen.

Wir fahren also wieder eine Stunde zurück ins Hotel, packen unsere Sachen, schlendern nochmal bei Tageslicht durch die Gassen des historischen Baku und essen großartige aserbaidschanische Spezialitäten: Reis im Blätterteigmantel, Bauernsalat, Hackfleisch auf Pastateig mit geschmorten Zwiebeln, im Ofen gegartes Lammfleisch mit Sauerkirschen und Zwiebeln.

Um 19:30 machen wir uns dann erneut auf den Weg nach Alat, dieses Mal mit unserem Gepäck und warten dann, auf unser Schiff, die Azerbaijan, zu steigen… Fortsetzung hier.

Vor der Reise war Baku für uns nur ein Zwischenstop, um möglichst schnell nach Kasachstan zu kommen. Doch während wir hier sind, merken wir, dass wir doch gut ein paar Tage länger hätten bleiben können. In der orientalischen Altstadt mit den vielen Restaurants und Teehäusern, den freundlichen und neugierigen Menschen und der entspannten Atmosphäre, die wir so nicht erwartet hätten, haben wir eine sehr schöne Zeit verbracht.

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  1. Pingback: Mit der „Azerbaijan“ von Alat nach Aktau – Im Nachtzug nach Hanoi

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