Huế – die alte Kaiserstadt in Vietnam
Huế – die alte Kaiserstadt in Vietnam

Huế – die alte Kaiserstadt in Vietnam

Wir kommen am 10. Dezember in Hue an. Die alte Kaiserstadt befindet sich in Zentralvietnam nahe der Küste am Parfüm-Fluß. Die Stadt ist mittelgroß und hat 350.000 Einwohner:innen. Im Jahr 2016 waren wir bereits in Vietnam, damals regnete es heftig, wir waren nur eine Nacht in Hue und hatten wenig Zeit uns die Stadt anzusehen.

Diesmal haben wir sechs Tage eingeplant. Unser Hotel befindet sich ein paar Kilometer außerhalb der Stadt, ruhig gelegen und umgeben von Palmen.

Zitadelle von Hue

Die Zitadelle von Hue ist ein historisches Wahrzeichen der Stadt. Dieser Komplex war einst die Residenz der Kaiser der Nguyen-Dynastie und damit das politische und kulturelle Zentrum Vietnams von 1802 bis 1945. Der Komplex besteht aus drei Bereichen: der Zitadelle, der Imperialen Stadt und der Verbotenen Stadt.

Die Zitadelle ist damals wie heute ein Bestandteil der Stadt von Hue mit Wohnungen, Geschäften, Hotels, Guesthouses, Cafés oder Imbissen. Umgeben wird die Zitadelle von einer 20 Meter breiten und jeweils 2 Kilometer langen Mauer mit mehreren Toren und einem Flussgraben. Die Imperiale- und Verboten Stadt sind heute historische Stätten, die besichtigt werden können. In der Imperialen Stadt befanden sich einst Regierungsgebäude, Tempel und die Wohnungen der Beschäftigten und Konkubinen. Die Verbotene Stadt hingegen war nur für die engste kaiserliche Familie bestimmt und mit Mauern und Toren räumlich getrennt.

Die Architektur spiegelt die traditionellen vietnamesischen, konfuzianischen und buddhistischen Einflüsse wider. Während des amerikanischen Krieges nutzen die Vietkong die Festungen der Kaiserstadt als Lager und Versteck. Die Gebäude wurden von den Amerikanern während der Luftangriffe stark zerstört. Und auch schon einige Jahrzehnte zuvor wurde die Zitadelle bei Kämpfen mit den Franzosen schwer beschädigt. In fast allen Mauern finden sich noch heute diverse Einschusslöcher. Trotz der Auswirkungen der Kriege und Naturkatastrophen (jährliche Überschwemmungen) wurde ein Teil der ursprünglichen Pracht bewahrt und die Zitadelle im Jahr 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Einige Gebäude wurden aufwendig restauriert, ein teurer und langwieriger Prozess, der vermutlich nie abgeschlossen sein wird.

Wir haben eine geführte Tour gebucht. Unser Guide Hung erklärt uns ausführlich die Geschichte der 13 Kaiser die während der Kaiserzeit in Vietnam an der Macht waren.

Der Familienname Nguyen gehört zu den weltweit verbreitetsten Namen. Hung erklärt uns, dass die Familie einst eine einflussreiche Händlerfamilie aus der Gegend von Hoi An war. Sie kontrolliertere bereits einen Großteil des Landes, bevor sie selbst zur Kaiser Dynastie wurde. Unter der Nguyen Dynastie 1805 wurde das Land Vietnam, wie wir es heute auf der Landkarte sehen, erstmals vereint. Es bestand vorher aus einem Königreich im Norden, mit dem König in Hanoi, dem Reich der Champa im Zentrum und dem Süden, der zu dem Reich der Khmer (Kambodscha) gehörte. Um an die Macht zu kommen, verbündete sich die Nguyen Familie mit den Franzosen, was ihnen später zum Verhängnis wurde, da sie ihren Einfluss immer mehr ausweiteten und die Kaiserfamilie unter Druck setzten. Während dieser französischen Besatzungszeit waren die Kaiser lediglich Marionetten ihrer Besatzer, erklärt uns Hung. Es gab einige Kaiser, die als kleine Jungen gekrönt wurden und einige, die nur wenige Wochen im Amt waren. Hung erzählt von Intrigen und Giftmorden.

Wir erfahren zudem etwas über die Architektur der Gebäude, die buddhistische Religion und Lebensweise sowie das Liebesleben der Kaiser. Die Kaiser hatten zwar eine offizielle Frau als Kaiserin, daneben aber bis zu 500 weitere Liebhaberinnen.

Food Tour

Weil Hue eben eine Kaiserstadt war und dem Kaiser jeden Tag im Jahr eine andere Mahlzeit dargeboten werden musste, mussten sich die Köche damals ganz schön ins Zeug legen. Heute profitiert die Stadt davon, es gibt sehr viele aufwendige traditionelle Gerichte in Hue. Das Land in diesem Gebiet ist sehr fruchtbar, so dass die Speisen in der Regel mit lokalen Nahrungsmitteln gekocht werden. Am gleichen Abend machen wir mit Hung noch eine Foodtour und besuchen einen lokalen Markt sowie verschiedene Restaurants und Straßenstände der Stadt. Wir essen unter anderem Pancakes mit Shrimps, Schweinefleisch, Sprossen und Erdnusssauce (Bánh Khoái), Babymuscheln mit Basilikum und Reiscrackern (Hến Xào) und Reisnudelsuppe nach Hue Art (Bún Bò Huế). Wir erfahren dabei viel über die Zubereitung und die Art und Weise, wie die Gerichte gegessen werden.

Hung erklärt uns auch etwas über die klimatischen Bedingungen in der Region. Vor drei Wochen stand das Wasser kniehoch in den Straßen der Stadt. Was aber für die Regenzeit, die Anfang Dezember endet, nichts ungewöhnliches ist. Die Temperaturen hingegen sind ungewöhnlich. Vor einigen Jahren waren es im Winter 14 oder 15 Grad, aktuell sind es bis zu 30 Grad. In Vietnam machen sie sich große Sorgen um den Klimawandel. Fast der komplette Osten liegt an der Küste, die Bedenken sind vor steigenden Wasserpegeln. Und im Süden, im Mekongdelta, ist das steigende Wasser ungünstig für die Fischerei, Landnutzung und Reisanbau, da der steigende Salzwasserspiegel das Süßwasser des Mekong verdrängt. Zudem planen China und Laos Staudämme am Mekong zu bauen, so dass bereits jetzt weniger Wasser im Mekongdelta ankommt.

Am Pazifik angekommen

An einem weiteren Tag mieten wir uns für 150.000 Dong (5.57€) einen Roller für einen Tag lang und fahren an die Küste. Vietnam liegt am südchinesischem Meer, einem Randmeer des Pazifischen Ozeans. Die Fahrt auf dem Roller ist ganz angenehm. Zwar funktioniert der Tacho nicht, aber die Verkehrsregeln in Vietnam scheinen eh ihre eigenen Gesetze zu haben. Es kommt mehr auf Intuition, gegenseitige Rücksichtsnahme und eine möglichst häufige Nutzung der Hupe an.

Wir fahren entlang eines schmalen Küstenstreifens. Auf der einen Seite liegt das Meer, auf der andren Seite Reisfelder und eine Lagune. Zwischendurch ein paar kleine Dörfer mit Imbissen, Straßenstränden, kleinen Läden, Sportplätzen und immer wieder abzweigende Wege zum Strand. Autos sind kaum unterwegs, nur ein paar Leute auf Motorrollern und Fahrrädern. Die Schulkinder winken uns zu, die Kühe stehen auf der Straße, das Leben scheint hier so einfach zu sein (und ist es wahrscheinlich nicht).

Wir müssen etwas suchen, bis wir einen schönen Strand finden. Der erste Strand, 15 Kilometer von Hue entfernt, ist komplett zugemüllt. Wir bestellen trotzdem eine Cola, wir sind durstig. Und dann dreht die Besitzerin der Strandbarracke Scarlett einen Krebs an, der fang‘frisch‘ aus dem Meer kommt. Könnte man zumindest meinen, wenn man direkt am Strand sitzt. Am Ende war es vielleicht das Wasser zum Kochen, wir wissen es nicht, jedenfalls hat Scarlett drei Tage lang ein Andenken an den Krebs.

Wir besuchen noch zwei weitere, schönere Strände, ehe wir uns wieder auf den Heimweg machen. Auf dem Rückweg machen wir in einem der Dörfer halt und bestellen Reisnudelsuppe. Wir müssen uns etwas beeilen, denn von Süden her ziehen Regenwolken auf und wir wollen trocken und vor Anbruch der Dunkelheit zurück im Hotel sein. Die Sonne geht gegen 17:40 Uhr unter, um 18 Uhr geben wir den Roller wieder ab.

Am 16. Dezember fahren wir dann, erneut mit dem Nachtzug, weiter nach Hanoi.

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